Milena Michiko Flašar

Wer spiegelt sich in der nächtlichen Fensterscheibe? Ich oder ein anderer? Was geschieht, wenn die Haut durchlässig wird und die Luft dünner? Wie viel Leben ist planbar, und was ist die wahre Wirklichkeit? Poetische Geschichten von Menschen im Sand, unterspült von schwindenden Gewissheiten.

Der Hase im Mond | Milena Michiko Flašar erzählt von einem Schriftsteller mit Schreibblockade, der sich in eine Füchsin verliebt, von Eheleuten, die aus Langeweile zu Voyeuren werden, von einer Frau, die rein medial vom Tsunami ergriffen wird, von zwei Freunden, die sich über einem ethischen Disput betrinken, oder einem passionierten Leser, dem erst der Bruder, dann die Frau auf völlig rätselhafte Weise abhandenkommen.
Vom Verdoppeln und Auflösen, Verschwinden und Wegträumen, von Fluchten und Ausflüchten handeln diese Geschichten. Die Handschrift der Autorin ist unverkennbar, der Rhythmus, die Wortwahl ihres besonderen Stils. Wie in ihren Romanen studiert Milena Michiko Flašar in diesen Erzählungen verschiedene Formen von Einsamkeit und unerfüllten Sehnsüchten, erweitert das literarische Feld jedoch humorvoll und spielerisch um eine neue surreal-fantastische Ebene.

Erscheint im August im Wagenbach Verlag
Portrait (c) Julius Erler

 

 
Hanns-Josef Ortheil

Ende der fünfziger Jahre zieht der sechsjährige Josef mit den Eltern von Köln nach Wuppertal in ein Haus voller Eisenbahnerfamilien. Er ist ein stark introvertierter Einzelgänger, der am liebsten nur Klavier spielen würde. Die Schule in Köln musste er abbrechen, in der neuen Heimat nimmt er einen zweiten Anlauf. Als er Mücke, die Tochter des Gemüsehändlers von gegenüber, kennenlernt, entwickelt sich zwischen den beiden Kindern eine enge Freundschaft, die ihm hilft, seine Hemmungen zu überwinden. [...] Den stärksten Halt aber gibt ihm das Aufschreiben von Geschichten, über Schwebebahnflüge entlang der Wupper, Expeditionen mit skurrilen Tieren im Zoo oder abenteuerlichen Kämpfen mit Jugendbanden in einem nahen Waldgebiet.

Schwebebahn | Berührend intensiv erzählt Hanns-Josef Ortheil vom inneren und äußeren Wiederaufbau im westlichen Nachkriegsdeutschland. "Schwebebahnen" ist die Geschichte eines anfänglich autistischen Jungen, der seine eigenen, von Musik getragenen Fantasiewelten entdeckt. Zugleich ist er das große Panorama einer zutiefst traumatisierten Gesellschaft, in der die Menschen ein stilles und vom zweiten Weltkrieg gezeichnetes Leben führen und angesichts eines wiederum drohenden Krieges noch immer angstvoll agieren.

Erscheint am 10. September 2025 bei Luchterhand
Portrait (c) Frank Bauer

 
Anne Sauer

Eines Morgens erwacht Toni nicht wie gewohnt neben ihrem langjährigen Freund in ihrer kleinen Altbauwohnung, weil die Dielen knarren und die Nachbarn viel zu laut sind. Nein: zu ihrer Verwunderung befindet sie sich in einer großzügig geschnittenen Wohnung. Alles hell, ordentlich, teuer eingerichtet. Und der Blick aus dem Fenster? Seltsam vertraut. Antonia versteht: Sie ist wieder in dem Dorf ihrer Kindheit. Nach und nach erfährt sie, dass sie hier ein beschauliches Leben führt, bürgerlich geordnet, mit Auto vor der Tür, Schwiegermutter nebenan und Kind auf dem Schoß. Kind auf dem Schoß? Antonia kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ist das etwa ihr Baby? Und der Vater dazu? Offenbar ihre erste große Liebe – ein Mann, den sie nie ganz vergessen konnte.

Im Leben neben an | Anne Sauer erzählt davon, wie das eigene Leben verlaufen könnte, hätte man die eine
entscheidende Abzweigung nicht genommen. ‹Im Leben nebenan› spiegelt zwei Lebensszenarien einer jungen Frau, Antonia/Toni, erzählt im Wechsel von zwei Versionen eines Lebens und nimmt dabei mit gebotenem Humor, Gefühl und Leichtigkeit den Horror von gewollter und ungewollter Mutterschaft in den Blick: das große Glück mit, aber auch: ohne Kind zu leben.

Erscheint am 10. Juli 2025 im dtv Verlag
Portrait (c) Tara Wolff
 

 
Denis Scheck

… gründete bereits als 13jähriger eine literarische Agentur. Inzwischen flankieren zahlreiche Auszeichnungen sein Schaffen u.a. der Champagne-Preis für Lebensfreude, der Hildegard-von-Bingen-Preis, der Bayerischer Fernsehpreis, ein Sonderpreis zum Hajo-Friedrichs-Preis, Deutscher Fernsehpreis.

Seit vielen Jahren setzt der studierte Germanist und Politikwissenschaftler als Literaturkritiker Massstäbe. Er moderiert u.a. regelmäßig das Literaturformat „Druckfrisch“ der ARD und hat selbst etliche Titel veröffentlicht. Darunter sein „Kulinarischer Kompass“ und „Schecks Kanon“, in dem er die 100 wichtigsten Titel der Weltliteratur bespricht.

Im Rahmen unserer Literatur am Meer gelesen präsentiert er seine – jedes Jahr aufs Neue mit Spannung erwartete – persönliche Hit-Liste der Neuerscheinungen. Mit viel Sprachkunst präsentiert Denis Scheck ein buntes Portfolio aller Genres.

Der Tagesspiegel kommentiert: Kaum einer pfeffert Bücher derart schwungvoll ins Aus.

PORTRAIT © Andreas Hornoff

 
Anne Weiss

„Irgendwann ist das letzte Mal für alles gekommen. Das letzte unbeschwerte Zusammentreffen vor einer schweren Erkrankung. Das letzte Mal, dass wir mit jemandem Geburtstag feiern. Der letzte Abschied. Nur erkennen wir diese letzten Male meistens nicht als solche. Wir wissen nicht, wann es soweit ist, dass die eigene Mutter sich nicht mehr an unseren Geburtstag erinnert, oder zum letzten Mal den Namen ausspricht, den sie uns gegeben hat. [...] « ANNE WEISS

Bevor du mich vergißt | Ihr neues Buch erzählt von der letzten Reise mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter, die sich wünscht, noch ein Mal mit ihrer Tochter den Jakobsweg zu gehen. Dabei wird die konkrete Reise geschildert, mit vielen berührenden, aber auch lustigen und skurrilen Erlebnissen, auf einer zweiten Ebene reflektiert die Autorin in Rückblenden über die innerfamiliären Beziehungen, die Herkünfte der Eltern, das Erkennen der Krankheit und dem Umgang damit – und findet auf neue Weise zu sich selbst. Aufbau und sprachliche Umsetzung sind vielversprechend.

Erscheint am 17.09.2025 im Aufbau Verlag
Portrait (c) Bothor